Eine Geschichte aus dem Praxisalltag sind Allergietests anhand von Blutuntersuchungen bei Hunden. Genau wie in der Humanmedizin sind diese sehr ungenau. Der besorgte Hundehalter erschrickt erstmal, weil auf der ganzen Liste der möglichen Allergene eigentlich alles im roten Bereich bzw. positiv ist. Doch was heißt das denn eigentlich? Mehrfachallergie? Der Hund verträgt gar nichts mehr? Nein!
Viele Hundehalter haben bis zu dieser Blutuntersuchung möglicherweise schon mehrmals das Futter gewechselt und sind von einem (Trocken)Futter zum nächsten gehoppst, haben „Ausschlussdiäten“ durchgeführt und ihren Hund schließlich nur noch mit hydrolisiertem Eiweiß in einer hypoallergenen Tierarztdiät gefüttert. Geholfen hat das auch nicht. Die Hunde haben zum Teil eine lange Leidensgeschichte mit Apoquel, Cytopoint zum Teil Antibiotika und Kortison hinter sich und trotzdem juckt ihnen der Pelz, lecken sie sich die Pfoten und haben wiederholte Entzündungen der Ohren.
In vielen Fällen werden bei solchen Bluttests Antikörper bestimmt, ja. Aber oft ist es gar nicht eindeutig nachvollziehbar, welche Werte denn eigentlich erhoben wurden. Funktioniert das Immunsystem sind solche Auswertungen nämlich für die Tonne. Ob eine Allergie vorliegt können nur die Immunglobuline (IgE) oder Antikörper (IgG) im Blut nachweisen. Sind solche Tests tatsächlich Antikörpermessungen oder Sensitivitätstests, bei denen unklar bleibt, ob es sich um eine echte Immunreaktion des Körpers handelt oder ob einfach das Immunsystem bei der normalen Auseinandersetzung mit Futterbestandteilen richtig funktioniert. Und auch hohe Antikörperwerte bedeuten nicht automatisch, dass der Hund etwas nicht verträgt. Erhöhte Immunglobuline sagen auch nichts darüber aus, welche Allergie vorliegt.
In den allermeisten Fällen ist nicht ein Futtermittel das Problem, sondern der kranke Darm im Dauerstress, der einfach auf alles reagiert. Vermeintliche Allergien und Unverträglichkeiten sind also tatsächlich die Folge eines instabilen, kranken Darms, der erst durch falsche Fütterung geschwächt und krank wurde. Um den wieder auf Vordermann zu bringen, bedarf es mehr als einen erneuten Futterwechsel und den Ausschluss von vermeintlichen Allergenen, bei gleichzeitiger Gabe von Apoquel und Cytopoint, die eine Immunreaktion lediglich unterdrücken, das Problem aber nicht beheben.
Die Heilung und Stärkung des kranken Darms ist die Priorität.